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“Vergeh, unseliges Weib!”– Dieser Satz fand viel Gefallen bei den 14 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe sowie den vier Lehrkräften der Musikfachschaft, die am 5. September 2023 zusammen das Mindener Stadttheater besuchten, um sich das Bühnenweihfestspiel “Parsifal” anzuschauen.
Bevor wir uns aber auf den Weg machten, fanden wir uns zur ersten Stunde im Musikraum 007 ein. Staunend stellten wir fest, dass die übliche Ordnung im Raum zu einem großen Tisch in der Mitte umgebaut war – heute sollten Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam an einem Tisch sitzen, auf welchem Playmobil-Figuren und Playmobil-Gegenstände drapiert waren. Welchem Zweck dies diente, sollten wir erst später erfahren.
Wir starteten zunächst mit einem Video, das uns erstmal grob die Handlung des „Parsifal“ präsentierte. Dort fiel auch das erste Mal der Satz, der an diesem Tag wohl am meisten zitiert worden ist: “Vergeh, unseliges Weib!” Dieser Satz und andere Details wurden von den Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften fleißig mitgeschrieben, denn danach folgte eine gemeinsame Nacherzählung der Handlung unter Zuhilfenahme der Playmobil-Figuren. Dabei waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt, so wurden Sanitäter zu Rittern und ein Schwert zum Speer. Zusammen erzählten wir die Handlung nach, lernten die ungewöhnlichen Namen und gaben unser bestes, noch für uns offene Fragen zu beantworten.
Im Anschluss erklärte uns Frau Löwen, dass wir genau genommen keine Oper besuchen würden, sondern uns ein Bühnenweihfestspiel anschauen würden. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste von uns niemand, was genau man sich darunter vorstellen sollte, aber nach der Einführung wissen wir nun, dass Bühnenweihfestspiele nicht nur eine Darbietung auf der Bühne darstellen, sondern auch eine tiefere, spirituelle Erfahrung bescheren sollen. Was genau damit gemeint ist, fanden wir nach einigen Minuten Recherche heraus: Wagner wollte mit dem Stück “Parsifal” den Menschen zum Nachdenken anregen, ihn dazu bringen, sich wieder der Natur hinzuwenden und eine neue, spirituelle Besinnung in ihm erwecken. Alles klar.
In den nachfolgenden Minuten erfuhren wir noch weitere Details über den Hintergrund der Handlung und den Komponisten, Richard Wagner, zum Beispiel, dass er die Bayreuther Festspiele gegründet hatte oder aufgrund seines Antisemitismus als kontrovers gilt. Natürlich beschäftigten wir uns auch mit der Musik, genauer mit den Leitmotiven.
Nun also, bestens vorbereitet, trafen wir uns am Ende der ersten Pause am Ausgang und spazierten hinunter zur Grundschule, um dort den Bus nach Minden zu nehmen. Ein kleiner Umweg, um sich nochmal die Beine zu vertreten, schließlich würden wir später noch genug sitzen.
In Minden angekommen hatten wir noch ein wenig Zeit, um vor der Vorstellung nochmal etwas zu essen oder noch mehr zu schlendern, und dann ging es auch schon los. Beim Reingehen gab Herr Voß uns noch einen wichtigen Tipp gegen die Langeweile: “Bevor ihr ans Handy geht, nutzt lieber die Zeit für ein Nickerchen.”
Schnell fanden wir uns auf unseren Plätzen im ersten Rang ein und stellten positiv überrascht fest, dass die hintere Wand der Bühne durchsichtig war und sich das Orchester nicht wie üblich unter der Bühne, sondern auf der Bühne befand. Nach einer kleinen Einführung des Dirigenten ging es dann auch schon los.
Der erste Aufzug begann, und wir waren alle ein wenig erleichtert, als wir realisierten, dass es sich nicht, wie beim letzten Mal, um eine sehr moderne Inszenierung handelte, sondern alle Schauspieler altertümliche Kostüme trugen. Auch wenn manche sich fragten, ob die Darsteller denn wirklich deutsch sängen, da sie ungefähr genauso wenig wie bei der letzten (italienischen) Oper verstanden, konnte keiner leugnen, wie beeindruckend die Leistung auf und hinter der Bühne war. So begaben wir uns in die Welt des Parsifal, lernten die einzelnen Figuren kennen und wurden Zeugen einer Gralszeremonie.
Während des zweiten Aufzugs beobachteten manche Schülerinnen und Schüler, wie Herr Voß seinen eigenen Hinweis sehr ernst nahm und “kurz die Augen schloss”, wie er es später nannte. Durch die laute Stimme der weiblichen Hauptdarstellerin war er aber für “Vergeh, unseliges Weib!” wach und konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Die Schauspielerin sang übrigens so laut, weil sie den Helden Parsifal verführen sollte und dieser sich gegen sie wehrte.
Der letzte Aufzug begann und, auch wenn die Aufnahmefähigkeit der Schülerinnen und Schüler etwas niedriger war als zuvor, konnten wir dank der Vorbereitung von Frau Löwen immer noch die Handlung nachvollziehen. Natürlich gab es einen tosenden Applaus für die Darsteller und das Orchester, die wirklich alles auf der Bühne gegeben hatten und uns mit ihrem Talent einen eindrucksvollen Nachmittag beschert hatten.
Insgesamt hat uns die Aufführung sehr viel Freude bereitet. Wer mit dem Gesang, der sehr beeindruckend, aber auch schwer zu verstehen war, nicht so viel anfangen konnte oder den Faden verloren hatte, konnte einfach das Orchester im Hintergrund beobachten (oder alternativ auch “kurz die Augen schließen”). Später als erwartet endete die Veranstaltung um 16:45 Uhr.
Wir freuen uns schon auf die nächste Gelegenheit, uns mit der Musikfachschaft eine Oper oder, wie in diesem Fall, ein Bühnenweihfestspiel anzuschauen.
Pia Baumgärtel (Q1)