Lehrkräfte auf der Strecke geblieben – Eine abenteuerliche Nacht in der Oper

31. Mrz 2023 Kategorie: Allgemein, Fahrten, Fahrten innerhalb Deutschlands, Musik-Unterricht, Unterricht,

Versehentliche Morde und verlorene Lehrkräfte. Zum Glück war nur das eine davon Gegenstand der Opernhandlung! Denn am Freitag, den 17.03, sind 30 Schüler*innen der Oberstufe gemeinsam mit sechs Lehrkräften nach Münster gefahren, um sich die Verdi-Oper „Rigoletto“ – oder „Riegelotto“, wie Herr Voß sagen würde – anzuschauen.

Dafür trafen wir uns zunächst allesamt schick angezogen um 16 Uhr am Bahnhof. Dass dabei die meisten „overdressed“ waren, fiel uns erst später im Theater auf. Am Bahnhof konnte man uns dadurch gut von den Arminia Bielefeld Fans unterscheiden. Auch mit unseren „Fangesängen“ zum Geburtstag von Frau Vogel konnten die Fußballfans kaum mithalten. Nach dem Umstieg in Hamm, kamen wir schließlich in Münster an.

Da wir noch etwas Zeit vor der Aufführung hatten, führten uns die Lehrkräfte dann noch auf eine kurze Stadtwanderung durch Münster. So kamen wir irgendwann am Markt vorbei, wo wir in der Ferne eine Kirche erblickten. Daraufhin ließen es sich die Lehrkräfte nicht nehmen, uns darüber zu informieren, dass die von der St. Lamberti Kirche hängenden Körbe im 16.-Jahrhundert dazu benutzt wurden, um die Leichen der Anführer der Wiedertäufer-Bewegung zur Schau zu stellen. Noch ahnten wir nicht, dass die grausamen Informationen den Ausgang unserer Fahrt andeuteten.

Orientierung im Opernhaus

Da es nun dann so langsam Abend wurde und die Oper bald beginnen würde, traten wir schließlich die letzte Passage durch die Altstadt an und kamen bald in der Theater Lobby an. Dort hatten wir dann noch eine gute halbe Stunde Zeit, um unsere Sachen abzulegen und in Spinde zu schließen, Programmhefte zu kaufen, Brezeln zu essen (solange es noch welche gab) und uns zu unterhalten. Als dann die Glocke läutete, machten wir uns, wie auch in der Schule, erst ein paar Minuten später auf zu unseren Plätzen im zweiten Rang. Dort begann dann das Chaos der Platzsuche. Da natürlich jeder neben der besten Freundin oder dem besten Freund sitzen wollte, die Karten aber zufällig ausgeteilt wurden, fing hektischer Karten- und Platztausch an. Dazu kam noch, dass die Plätze anders nummeriert waren, als die Mathematiker es erwarteten. Schließlich kam von Frau Schenk der rettende Vorschlag, dass sich doch erstmal jeder einfach hinsetze, ganz gleich auf welchen Platz. Somit saß zwar fast niemand auf dem Platz, der auf dem Ticket stand, aber zumindest herrschte somit Ruhe und alles war bereit für das Öffnen des Vorhangs.

Doch zunächst blieb der Vorhang geschlossen, denn die Oper startete mit der Ouvertüre, während der Hofnarr und Namensgeber Rigoletto vor dem Vorhang tanzte. Danach öffnete sich dann aber letztendlich der Vorhang und der Herzog und Herzensbrecher von Mantua leitete den ersten Akt ein.

Die Aufführung: Liebe, Tod, viele Masken und eindrucksvolle Musik

Anders als erwartet sah man auf der Bühne dann jedoch kein mittelalterliches Italien, sondern stattdessen einen in Jogginghose und knallpinken Fellmantel gekleideten Herzog, ein abstraktes Bühnenbild und einen Chor, der große Masken mit breit grinsenden Gesichtern hochhielt. Diese abstrakte Neuinszenierung war für viele von uns zunächst recht verwirrend und half nicht unbedingt, dem Inhalt der Oper zu folgen. Somit gingen dann am Ende des ersten Aktes viele mit gemischten Gefühlen in die Pause.

Als dann der zweite Akt begann, war man mittlerweile jedoch an die Inszenierung gewöhnt und mit ein wenig Vorstellungskraft war es auch nicht allzu schwer, sich nach Italien zu versetzen. Damit waren der zweite und dritte Akt dann weitaus beliebter, während die musikalsichen Leistungen der Sänger*innen durchweg sehr gut und beeindruckend waren. Als dann im dritten Akt der Herzog zu „La donna é mobile“ ansetzte, waren auch alle Schüler*innen gespannt auf das eine Stück, welches viele schon vorher aus der Werbung für eine gewisse Pizzamarke kannten. Und vermutlich verließ fast jeder mit diesem Ohrwurm das Operngebäude. Der dritte Akt endete schließlich mit dem traurigen und ungewollten Tod der Gilda, welcher jeden wohl zumindest ein bisschen im Herzen berührt hat. Als sich der Vorhang ein letztes Mal schloss, überschüttete das Publikum die Darbieter mit einem ausgedehnten Applaus, welcher zehn Minuten anhalten sollte. Die Künstler*innen haben dies natürlich verdient und keiner von uns hatte ein Problem damit, so lange zu klatschen, doch leider ergab sich dadurch für uns ein immer größer werdendes Problem.

Das Abenteuer nimmt Fahrt auf

Unser Zug fuhr nämlich nur eine halbe Stunde nach Ende der Vorstellung und jetzt hatten wir schon zehn Minuten mit Klatschen verbracht und hatten noch zwanzig Minuten Fußweg vor uns. Zu dieser so schon knappen Rechnung kam dann noch hinzu, dass wir natürlich noch alle unsere Jacken aus den Spinden holen, gegebenenfalls die Toilette besuchen und uns dann noch alle sammeln mussten, bevor wir uns auf den Weg machen konnten.

Nachdem endlich alle so weit waren, verließen wir das Theater etwa 20 Minuten nach der eigentlich geplanten Zeit. Zunächst ging alles gut, bis wir an einer falschen Stelle links abbogen und von da an in die entgegengesetzte Richtung, vom Bahnhof weg, gingen. Lehrer können alle Orte der Welt bestimmen, aber beim Weg von der Oper zum Bahnhof ist GoogleMaps einfach unschlagbar. Nach einigen Minuten verwirrten Tuschelns wurde festgestellt, dass wir in der falschen Richtung unterwegs waren und Herr Klassen startete gemeinsam mit der Spitze der Schülerkette einen Sprint zurück in Richtung Bahnhof. Wir kamen kurz vorm Bahnhof an, als der Zug eigentlich gerade abgefahren sein sollte. Ein Hoch auf die Verspätung der deutschen Bahn, denn genau in diesem Moment stellte eine Schülerin fest, dass unser Zug sechs Minuten Verspätung hatte und wir ihn somit doch noch bekommen könnten. Also sprintete die gesamte Gruppe mit neu gewonnener Hoffnung durch das gesamte Bahnhofsgebäude. Vorbei an den verwirrten Blicken einiger Passanten erreichten wir den Zug gerade noch rechtzeitig. Leider passierte hier der erste Kollateralschaden beim Einstieg. Frau Schenk und Herr Voß zählten beim Einsteigen in den Zug die Schüler, um die Vollständigkeit zu prüfen – leider zu wenig. In Wahrheit waren im Eifer des Sprints nicht alle Schüler*innen durch dieselbe Tür eingestiegen und die fehlten in der Summe. Somit bestand die Chance, dass jemand in Münster verloren gegangen war, und die ersten Lehrer blieben auf der Strecke und mussten einen späteren Zug nehmen. Währenddessen waren die Schüler im Zug ziemlich erschöpft und erleichtert, endlich in Ruhe im Zug zu sitzen und nicht mehr durch Münster laufen zu müssen. Es war inzwischen 23 Uhr.

Der Rest der Zugfahrt nach Osnabrück verlief ohne weitere Komplikationen. Gegen Ende der Fahrt stellten wir fest, dass aufgrund der Verspätung dieses Zuges jetzt nur noch zwei Minuten für den Umstieg in Osnabrück blieben. Also machten sich alle vor der Zugtür bereit, um schnellstmöglich loszulaufen. Zwei Schüler liefen mit einem heldenhaften Sprint von Gleis 4 zu Gleis 11 und schafften es gerade noch rechtzeitig zum Zug, um die Türen für die anderen Schüler*innen aufzuhalten. Dieses Mal stiegen auch alle durch dieselbe Tür ein und die Zählung von Herrn Klassen und Frau Vogel ging auf. Trotzdem blieben die beiden in Osnabrück auf der Strecke, dieses Mal jedoch geplant, da sie von dort aus ihren Anschlusszug nach Hause nahmen. Wie sich später herausstellte, hatte dieser ebenfalls Verspätung, und so trafen sich am Ende vier der sechs Lehrkräfte am Bahnhof in Osnabrück und fuhren gemeinsam nach Hause. Für alle anderen gelang die letzte Zugfahrt unter der Begleitung von Frau Löwen und Herrn Muntschick zurück nach Porta ohne Verspätung und gegen 0 Uhr kamen alle erleichtert in Porta an, wo die Schüler*innen ihren Eltern im Auto viel zu berichten hatten.

Insgesamt war es eine in jeder Hinsicht gelungene Veranstaltung, die mit Musik, Geschichte, Navigation, Abenteuer und sportlichen Einlagen sehr abwechslungsreich war. Wir hoffen, bald wieder von der Musikfachschaft zu einer Nacht in der Oper eingeladen zu werden.

Text: Benjamin Brinkmann und Oscar de Vink (EF)