Sohn eines Massenmörders zu Besuch

27. Feb 2023 Kategorie: Geschichts-Unterricht, Kooperationspartner, Leben, Unterricht, Veranstaltungen,

„Hallo, ich bin der Sohn eines Massenmörders“.  Mit diesen Worten testete Niklas Frank, ob wir – die Geschichtskurse der Q1 und Q2 – ihn am Freitag, den 17. Februar, im Forum akustisch verstehen konnten. Spätestens nach diesem Geständnis waren wir uns der Einzigartigkeit des nun folgenden Vortrags bewusst.

Der 82-jährige Journalist erlebte den Zweiten Weltkrieg als Sohn eines deutschen Hauptkriegsverbrechers mit. Nun berichtete er uns von seinen Erinnerungen an den Vater, das NS-Regime und wie das Leben seiner Familie nach dem Ende des Krieges durch das grausame Erbe des Vaters geprägt war. Hierzu las er uns unter anderem Episoden aus seinem 1987 veröffentlichten Buch „Der Vater – eine Abrechnung“ vor und beantwortete anschließend unsere Fragen an ihn bereitwillig.

Sein Vater – der Massenmörder – war Hans Frank, einer der Hauptkriegsverbrecher des Nazi-Regimes. Als Generalgouverneur der besetzten Gebiete Polens von 1939 bis 1945 war er verantwortlich für die Ermordung Hunderttausender Menschen. Von den Amerikanern erhielt er den Namen „Schlächter von Polen“ und wurde nach dem Krieg als einer von 24 Nazi-Verbrechern im Nürnberger Prozess angeklagt. Am 16. Oktober 1946 wurde sein Todesurteil vollstreckt.

Niklas Frank erzählte auch von seiner Mutter, der selbsternannten „Königin von Polen“, welche sich schonungslos an ihrer Machtposition bereicherte und über alle Taten des Vaters Bescheid gewusst hatte. Auch seine Geschwister und deren Traumata nach dem Tod des Vaters ließ er nicht unerwähnt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft, Herr Frank?

„Steh’n ’se auf und machen’s Maul auf!“, forderte er uns auf. Ähnlich appellierend leitete bereits Herr Langer die Veranstaltung ein. Das jüdische Leben in unserer Gesellschaft sei so vielseitig wie lange nicht, so Herr Frank, aber durch Antisemitismus im öffentlichen Raum ständig bedroht. Dementsprechend sind lebendige Orte des Gedenkens – wie Niklas Frank sie bietet – wertvoll und höchst spannend.

Ein großer Dank gilt auch dem Portaner KZ-Gedenkstättenverein, welcher im Zuge der Kooperation mit dem Gymnasium die Veranstaltung  ermöglicht hat.

Charlotte Middelschulte, Q2

Bericht aus der Presse

Lesen Sie hier den Artikel aus dem Mindener Tageblatt.

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