6c: Führung durch Stollen im Jakobsberg

07. Jul 2019 Kategorie: Deutsch-Unterricht, Exkursionen, Fahrten, Geschichts-Unterricht,

Durch beeindruckende Höhlen-Schluchten und riesige, aus Steinen gemauerte Tanks wurden die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c am 28.6.2019 von Ortsheimatpfleger Herbert Wiese geführt, als sie den ehemaligen Nazi-Stollen „Dachs 1“ im Jakobsberg besichtigten. Sie waren beeindruckt von der gigantischen unterirdischen Anlage, in die die Nazis ab 1944 Teile ihrer Rüstungsproduktion verlagert hatten und Zwangsarbeiter bis zum Tode ausbeuteten.

Ausgestattet mit Helmen, machten wir uns – alle mit festem Schuhwerk und Jacken – auf in die kalte unterirdische Anlage, geführt von Herrn Wiese.

Blitzlicht war verboten, zum Schutz von Fledermäusen. In der Anlage gab es vorbereitete Stationen, zum Teil mit Modellen und Bildern.

Der erste Teil des Stollens, der der kleinste war, diente im 19. Jahrhundert zum Abbau von Porta-Sandstein, aus dem auch das Kaiser Wilhelm-Denkmal gebaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg sollte dorthin kriegswichtige Industrie verlagert werden, um sie vor Bomben zu schützen. Zunächst wurde ab Frühjahr 1944 der Stollen für die Flugzeugproduktion ausgebaut. Doch bevor die gestartet werden konnte, wurde entschieden, dass dort eine Schmierölraffinerie entstehen sollte. Weiteres Gestein musste aus dem Berg gesprengt, abgetragen und hinaustransportiert werden. Als der Krieg im Mai 1945 endete, war kein einziges Flugzeugteil und auch kein Liter Schmieröl produziert worden.

Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme wurden im Jakobsberg zur Arbeit gezwungen; denn im Kaiserhof war ein Außenlager von Neuengamme. Dort in Barkhausen waren sie unter schrecklichen Bedingungen untergebracht, zum Teil 1.500 Männer – sie bekamen zu wenig zu essen, wurden kaum medizinisch versorgt und bewacht von brutalen Aufsehern. Ihre grauweiße Sträflingskleidung war zu dünn, ordentliche Schuhe gab es nicht. Trotzdem mussten sie im Stollen jeden Tag zwölf Stunden durchgängig arbeiten. Nur mit Hacken, Schaufeln, Schubkarren und bloßen Händen mussten sie die Schuttberge bewältigen, angetrieben und misshandelt von SS-Wachleuten und Kapos. Ungefähr 500 bis 600 Häftlinge, die durch Hunger, Kälte und Krankheit geschwächt waren, starben in zwölf Monaten. Kaum etwas erinnert an sie. Lediglich eine in Beton geritzte Erinnerung an das Heimatland eines Häftlings konnte uns Herr Wiese zeigen: Dieser hatte die Umrisse Italiens, einen Schmetterling, einen Hasen, zwei Blumen und als Datum den 5.3.45 in die Wand gekratzt. Wer das wohl war?

Wir danken Herrn Wiese für die spannende Führung, durch die wir viel Informatives, aber auch Schreckliches über die Stollen im Jakobsberg erfahren haben, von dem wir so noch nicht gehört hatten.

Colin Müller, Mathis Müller, Jaenna Paul (6c), C. Depping

Fotos

Weitere Informationen

Die Website des Gedenstättenvereins Porta Westfalica ist unter https://www.gedenkstaette-porta.de/ erreichbar.