„Zweifel reizt mich nicht weniger als Wissen“ – Eine Urkunde im Essay-Landeswettbewerb für Miguel Hoffmann

25. Okt 2021 Kategorie: Allgemein, Deutsch-Unterricht, Schüler, Sprachen-Wettbewerbe, Wettbewerbe,

Bereits im Februar 2021 veranstaltete die Berkenkamp-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen den Schülerwettbewerb „Deutsch: Essay“. Nach der hohen Teilnehmerzahl von 128 SchülerInnen aus ganz Nordrhein-Westfalen aus dem Pandemiejahr 2020 rief die Bezirksregierung Münster in diesem Jahr erneut die SchülerInnen der Oberstufe dazu auf, sich zu einem der drei gestellten Themen schriftlich zu äußern.

Diesem Aufruf ist Miguel Hoffmann (aktuell Schüler der Q1) unter Anleitung seiner betreuenden Lehrkraft Frau Löwen gefolgt und hat sich in seinem Essay mit dem Zitat von Dante Alighieri „Zweifel reizt mich nicht weniger als Wissen“ auseinandergesetzt.

Auf die Frage, warum er sich insbesondere mit Zweifel beschäftigen wollte, antwortet der Verfasser: „Zweifel ist eine Art Instinkt, der zeitweise irritierend sein kann, primär aber unsere Ansicht steuert und verhindern kann, dass wir naiv durch diese Welt ziehen und uns durch negative Einflüsse fehlleiten lassen. Wir müssen lernen, Zweifel als objektive Resonanz auf unser Verhalten zu deuten, um durch eine Veränderung gleichzeitig eine Stärkung unseres Selbstwertgefühles anzustreben und uns nicht einschüchtern zu lassen.“

So hat sich auch Miguel nicht einschüchtern lassen und reichte im April sein Essay ein. Auch wenn der Essay von der Jury nicht mit Preisgeldern ausgezeichnet worden ist, freuen wir uns über die kurz vor den Herbstferien zugesendete Teilnahmeurkunde, sagen „Herzlichen Glückwunsch!“ und hoffen sehr, dass sich zahlreiche SchülerInnen Miguels Beispiel anschließen und sich am kommenden Schreibwettbewerb mit viel Enthusiasmus und Fantasie beteiligen werden.

 

Hier ein Auszug aus Miguels 4-seitigem Essay zum Thema „Zweifel reizt mich nicht weniger als Wissen“

… Johann Wolfgang von Goethe schrieb zum Thema Wissen in seinem Buch „Maximen und Reflexion“: „Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß.“

Dabei berief er sich darauf, dass wir Menschen uns häufig auf unser Wissen verlassen und gänzlich von unserer Ansicht überzeugt sind, obwohl sich diese im Nachhinein als falsch oder veraltet herausstellt. Ich glaube, es ist uns allen schonmal passiert, dass wir in einer Diskussion so überzeugt von unserer als richtig angesehenen Argumentation waren, dass selbst die stichhaltigsten Argumente uns nicht davon überzeugen konnten, einzusehen, dass wir die falsche Fährte aufgenommen haben.

Viel zu wissen kann zu einer Waffe werden, die sich ohne Zweifel aber auch schnell gegen uns selbst richten kann.

Auch der Zweifel kann wie Wissen ein zweigleisiger Begleiter in unserem Leben sein. In den Anfängen der Selbstreflexion liegen die ersten Zweifel. Das ist ein wichtiger Prozess für unsere Entwicklung und unsere innere Zufriedenheit.

Dennoch möchte ich behaupten, dass wir Menschen uns selbst eher kritisieren, anstatt uns selbst auf die Schulter zu klopfen und sagen: „Das habe ich jetzt wirklich gut gemacht“. Insbesondere als Schüler ist die Problematik der Selbstzweifel nahezu täglich präsent: Hat man sich genug für die Klausur vorbereitet? Hätte man im Unterricht lieber besser zuhören sollen als sich einen Abend vor der Prüfung Privatstunden von YouTube geben zu lassen?

Im ersten Moment machen Zweifel den Eindruck der gesunden Selbstreflexion, doch für viele Menschen, insbesondere für diejenigen, die nach einem perfekten Lebensstil streben, kann das Zweifeln zur psychischen Belastung werden. Wenn man sich nach nichts mehr sehnt als das perfekte Leben zu leben, wie es in fast allen sozialen Medien vorgegaukelt wird, fängt man an darüber nachzudenken, ob man wirklich in der Lage ist diesem Ideal gerecht zu werden.

In diesem Fall schränkt der Zweifel uns massiv ein und vielleicht zerstört er unseren ganzen Traum und das nur, weil er uns visualisiert, dass wir nicht gut genug sind.

Zweifel sind wie Medikamente, die unser Leben retten, uns bei falscher Dosierung aber auch das Leben kosten können. 

Unser ganzes Leben ist von Zweifeln behaftet. Es kann sein, dass wir unzufrieden mit unserer schulischen Leistung oder unserer Lebensweise sind. Es kann aber auch sein, dass wir nicht wissen, ob unser Ansatz, ein Problem zu lösen der richtige ist. Wichtig allein ist, dass wir Zweifel nicht als persönliches psychisches Defizit ansehen, sondern dass wir es als Hinweis betrachten, dass wir etwas verändern müssen. Wenn wir die richtige Balance zwischen zu vielen oder zu wenig Zweifeln finden, sind wir in der Lage, die effektivste eigene Evaluation mit eingeschlossener Verbesserung zu erreichen. …